ALLESAMT

NENZING

Bauherrenpreis

ADC Award New York

Wie  allerorten wächst auch in Nenzing die Nachfrage nach Kinderbetreuung  und darüber hinaus nach Beratung und Unterstützung für Familien. Nahe  des Ortszentrums hat die Marktgemeinde diese beiden Funktionen nun in  einem Gebäude zusammengefasst: das Familienzentrum „Allesamt“ mit  Kleinkinderbetreuung, Kindergarten und großzügigem Beratungsbereich für  Eltern und Familien. Wer im Walgau mit dem Zug unterwegs ist, hat den  Neubau sicherlich schon im Vorbeifahren gesehen. Vor, bzw. kurz nach dem  Bahnhof Nenzing, direkt an der Bahnlinie, steht der markante Holzbau  des Architekten Christian Schmoelz. 

Neben  der noch unvergrauten Fichtenholzfassade fallen direkt die  bogenförmigen Fenster und die deutlichen Rücksprünge der Fassade ins  Auge. Der langgezogene Baukörper teilt sich so optisch in vier kleinere  Volumen. Diese Entwurfsidee hat gleich zwei gute Gründe. Zum einen passt  sich dadurch die große Struktur besser in die Umgebung ein – die  ansonsten von Einfamilienhäusern geprägt ist. Zum anderen konnte damit  auf den alten Baumbestand (Ahorn und Föhren) auf dem Grundstück, vor  allem nördlich und östlich vom Gebäude, reagiert werden. Damit ist klar,  auch die Außenraum- und Umgebungsgestaltung ist ein wichtiger Teil des  Entwurfskonzepts. Die Wegführung für die Kinder ist mit einem neuen  hellen Belag und im verringernden Abstand gesetzten punktförmigen  Bodenmarkierung weit über die Grundstücksgrenze hinaus vorgezeichnet.  Punkte und Belag führen an den Fahrradabstellplätzen vorbei in den  Spielhof. Von hier aus betreten die Kinder über drei Eingänge und drei  Garderoben ihr jeweiliges Haus. Dann geht es über eine Treppe nach oben.  Ungewöhnlicherweise befindet sich der Spiel- und Aufenthaltsbereich der  Kinder im ersten Obergeschoß. Ganz wichtig, Kinder müssen auch lernen,  Treppen zu steigen. Mit etwas Unterstützung durch Absturzsicherungen und  vor allem Betreuerinnen, die die Mehrgeschoßigkeit als räumliche und  pädagogische Qualität wahrnehmen, lässt sich ein eingeschoßiger  Kindergartenbau – und der damit erhöhte Bodenverbrauch – kaum noch  argumentieren. Mit dieser Entscheidung sind fast alle Themenräume auf  einer Ebene untergebracht und interagieren auch ideal mit dem  pädagogischen Konzept: die Kinder sind nämlich keiner festen Gruppe  zugeteilt, sondern können sich auf ihrer Ebene frei bewegen. 

Die  Idee, die Funktion der Räume nach den Parzellen der Gemeinde zu  benennen (z.B. Gusto für Gurtis, Heia für Heimat, Bewegung für  Beschling) greift auch die Signaletik kongenial auf. Im Erdgeschoß  befinden sich die weiteren Neben- und Zusatzräume. Im Westen, mit  eigenem Zugang vom Vorplatz, das von der Connexia (Sozialdienstleister)  und der Gemeinde betriebene Beratungszentrum. Damit verbunden der  Eingangsbereich der Mitarbeiterinnen, Essen und Kochen (Gusto), WC’s,  Werkraum und ganz im Osten ein Aufenthaltsraum für das Personal und der  Schlafbereich (Heia) der Allerkleinsten. 

Konstruktiv  handelt sich um einen Ständer-Holzbau auf einem Stahlbetonkeller.  Fenster und Fassadenlattung sind aus Fichte, im Innenraum dominiert das  Holz der Esche: am Boden, im Täfer und in den Einbaumöbeln.  Erwähnenswert sind zuletzt die beachtlichen 936 Punkte (von 1000  möglichen) im Kommunalen Gebäudeausweis (KGA) und die vorbildliche  Zusammenarbeit zwischen den Vertreterinnen der Bauherr und Nutzerschaft  und der Architektur. Funktionale, räumliche und gestalterische  Entscheidungen wurden immer in enger Abstimmung getroffen. Text: Clemens  Quirin/VAI

Wettbewerb 1.Preis 2020

Planung und Realisierung:  2020-2024

BGF 2.494M2 BRI  10.141M3 BK 7.5M

Auftraggeber | Projeksteuerung | Pädagogisches Konzept: Marktgemeinde Nenzing  | Edwin Gassner | Gerlinde Sammer

Mitarbeit Architektur: Rüya Aydede-Francesko M.Sc. Arch | Desiree Kobald B.Sc. Arch | Tapiwa Mirirai Manase-Rusch M.Sc.Arch | Andreas Stickel

Tragwerk: Dr. Brugger & Partner ZT GmbH, Bludenz

Haustechnik: Technisches Büro Herbert Roth, Lauterach

Elektrotechnik: ek-plan, Nenzing

Bauphysik & Bauökologie: Spektrum, Dornbirn & Siegfried Lerchbaumer

KGA Prozessbegleitung: Gemeindverband DI Dietmar Lenz,

DornbirnBaumsachverständiger: Christoph Ölz | Gehölz, Dornbirn

Naturnahes Bauen: pulswerk GmbH, Katrin Löning, Bregenz

Freiraum Planung und Ausführung: Markus Burtscher, Frastanz

Beratung Sonnenschutz: GBD Projekts, Dornbirn | Jörg Hollenstein Höchst

Signaletik und Farben: Atelier Andrea Gassner

Bodenmechanik: BGG Consult Dr. Peter Waibel ZT-GmbH, Hohenems

ÖBA, Ausschreibung: Jenny Projekt-und Bauleitung, Thüringen